Annabelle No. 17, 18 Dezember 2023 Interview

Eierstockkrebs ist zumeist ein Zufallsbefund

Das Ovarialkarzinom ist der zweithäufigste bösartige Genitaltumor. Jerzy Niedzwiecki spricht über die möglichen Therapieoptionen und Heilungschancen.

Herr Dr. Niedzwiecki, was macht Eierstockkrebs so gefährlich? 

In drei Viertel der Fälle werden Ovarialkarzionme erst in den späten Stadien drei oder vier diagnostiziert, wenn die Tumoren bereits Metastasen gbildet haben. Die Prävalenz liegt bei 14 Betroffenen auf 100 000 Menschen. Mit rund 70 Prozent ist sie Sterberate seit Jahrzehnten unverändert. Ovarialkarzinome kommen in jedem Alter vor, in ihrer Häufigkeit steigen sie jedoch nach Eintreten der Menopause.

Gibt es bestimmte Symptome, die darauf hindeuten können?

Diese sind eher unspezifisch. Dazu gehören die Zunahme des Bauchumfangs, Blähungen, Wassereinlagerungen im Bauch, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Darmverstopfungen, Stuhlveränderungen oder auch Gewichtsverlust. Die fünf bis zehn Prozent der Ovarialkarzinome, die in frühen Stadien entdeckt werden, sind in der Regel Zufallsbefunde.

Zu welchen Vorsorgemassnahmen raten Sie?

Hierzu zählen regelmässige gynäkologische Kontrollen mit rektovaginaler Untersuchung und Ultraschall. Alle drei Monate sollten Patientinnen untersucht werden, die entweder die Genmutationen BRCA1 und BRCA2 in sich tragen und/oder von Ovarialzysten betroffen sind. Bei Letzteren werden auch Tumormarker-Kontrollen empfohlen.

Welche Therapieoptionen haben Sie?

Bei einem Ovarialtumor steht die Operation im Vordergrund. Liegt eine einkamme-rige, glattwandige Ovarialzyste vor, erfolgt die Operation mittels Laparoskopie. Ratsam ist es, die OP und Therapie möglichst in einem zertifizierten onkologischen Zentrum durchführen zu lassen. Nach Fallbesprechung im Tumorboard und Analyse des histopa-thologischen Befunds wird bei Bedarf eine Chemo- oder auch Strahlentherapie durchgeführt. Wichtig zu wissen: Wird ein Tumor früzeitig diagnostiziert, sind die Chansen auf vollständige Heilung sehr gut.

Im Interview

Dr. med. Jerzy Niedzwiecki
FMH Gynäkologie und Geburtshilfe
Spez, Operativa Gynäkologie und Geburtshilfe